Leitlinien im Rahmenprogramm

bunte Linie die auseinanderführen

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Das Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung ist ein lernendes Programm auf struktureller wie auch inhaltlicher Ebene. Während der Laufzeit beobachtet das BMBFSFJ aktuelle Entwicklungen fortlaufend und bezieht diese in die Umsetzung ein. Das Rahmenprogramm nimmt alle Bildungsetappen und -bereiche sowie die Übergänge dazwischen in den Blick. Berufliche Bildung und lebensbegleitendes Lernen sind neben der allgemeinbildenden Schule, der außerschulischen Bildung und der frühen Bildung wichtige Themen. Im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung stehen die folgenden Leitlinien im Vordergrund.

Exzellenz und Relevanz

Um das Bildungssystem weiterzuentwickeln und Bildungsprozesse zu verbessern, bedarf es exzellenter und relevanter Forschung. Diese muss hohe wissenschaftliche Qualitätskriterien erfüllen und national wie international sichtbar sein. Darüber hinaus muss sie anschlussfähig an den aktuellen Forschungsstand sein und Potenziale und Impulse für konkrete Verbesserungen im Bildungssystem bieten. Zur Sicherung der Exzellenz dienen unter anderem bewährte wettbewerbliche Verfahren, die das innovative Potenzial eines Projekts ebenso berücksichtigen wie dessen theoretische Fundierung und die Anbindung an den aktuellen Stand der Forschung. Dabei sollen die geförderten Aktivitäten nicht nur wissenschaftlich überzeugen, sondern gleichzeitig auch praxisrelevant sein. Denn nur auf diese Weise kann der wechselseitige Transfer zwischen allen Stakeholdern gelingen. Die Forschung im Rahmenprogramm soll Innovationen anstoßen, fördern und verbreiten, die dazu beitragen, das gesamte Bildungssystem zu verbessern.

Transfer- und Wirkungsorientierung

Damit die Forschungsergebnisse der im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung geförderten Projekte zur Verbesserung des Bildungssystems beitragen, müssen sie transfer- und wirkungsorientiert ausgerichtet sein. Das bedeutet: Die Forschungserkenntnisse sollen für die Akteurinnen und Akteure im Bildungssystem relevant und
nutzbar sein. Die Zielgruppen sollen in Forschungsplanung, -durchführung und -transfer in adäquater Weise miteinbezogen werden. Denn anschlussfähiges Wissen für die Praxis kann nicht allein durch die Wissenschaft generiert werden. Wir verstehen Transfer vielmehr als einen Dialogprozess, der wechselseitige Lernbereitschaft und prozesse erfordert. Transfer meint auch, dass die Fragen, die Bedarfe und das Erfahrungswissen der Praxis in der Wissenschaft wahrgenommen und berücksichtigt werden. Somit vollziehen sich auch auf Seiten der Wissenschaft Entwicklungs- und Veränderungsprozesse. Ko-Konstruktion und Partizipation sind daher zwei Prinzipien, die für viele Forschungsprojekte im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung kennzeichnend sind. Die Forschungserkenntnisse werden zielgruppengerecht aufgearbeitet und bereitgestellt. Bildungspraxis, -administration und -politik haben jeweils unterschiedliche Bedarfe. Für die Bildungspraxis sind insbesondere Ergebnisse von Interesse, wie Lehr- und Lernprozesse bestmöglich gestaltet, weiterentwickelt und unterstützt werden können. Für die Bildungspolitik und -administration können forschungsgenerierte Erkenntnisse Wissensgrundlagen liefern, um evidenzorientierte Entscheidungen zu treffen. Eine passgenaue Fach- und Wissenschaftskommunikation ist vor diesem Hintergrund integraler Bestandteil der Fördermaßnahmen. Die Transferaktivitäten im Kontext der Forschungsprojekte sind abhängig von den Forschungszielen, vom aktuellen Forschungsstand und den Rahmenbedingungen. Sie können sehr unterschiedliche Ansätze umfassen, von der Dissemination der Erkenntnisse durch die Projekte bis zu ihrer Nutzung in der Fläche. Entscheidend ist, dass die Transferaktivitäten dazu beitragen, dass die geförderte Forschung Wirkung entfalten kann. Damit bereits vorhandene Erkenntnisse besser in die Umsetzung kommen, sind der Transfer und die Implementation selbst Gegenstände der Forschung im Rahmenprogramm. Dazu gehören neben Transfer- und Implementationsforschung auch Begleitforschung und Wirkungsanalysen.

Nutzung von Forschungsdaten

Der eingeleitete Kulturwandel in der Bildungsforschung hin zum selbstverständlichen Nachnutzen
und Teilen von Forschungsdaten
wird im Rahmenprogramm weiter vorangetrieben. Die bestehende Forschungsdateninfrastruktur in der Bildungsforschung ist in den letzten Jahren vor allem durch den konzertierten Ausbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) deutlich gestärkt worden. Es bestehen umfangreiche und weiter anwachsende Datenpools, die Forschende nutzen können, um Fragestellungen der Bildungsforschung zu bearbeiten. Insbesondere aus Dateninfrastrukturen wie dem Nationalen Bildungspanel (National Educational Panel Study, NEPS), aber auch aus weiteren Forschungsgruppen und -projekten heraus entstehen umfassende Datensätze mit hohem Nachnutzungspotenzial, das es weiterhin zu erschließen gilt – auch um Bildungseinrichtungen von Erhebungen zu entlasten. Für neu erhobene Forschungsdaten aus der Projektförderung gelten grundsätzlich die FAIR-Prinzipien. Das bedeutet, dass die im Forschungsprozess erzeugten Daten auffindbar, zugänglich, zwischen verschiedenen Systemen nutzbar und wiederverwendbar sein müssen. Nicht nur im Kontext der zunehmenden Digitalisierung und den damit verbundenen Möglichkeiten der Datenerfassung ergeben sich zudem neue Datenarten, deren Auswertungspotenziale noch weiter erschlossen werden müssen.

Das BMBFSFJ als Brückenbauer

Das BMBFSFJ versteht sich mit seinen Maßnahmen im Rahmenprogramm in zweifacher Hinsicht als
Brückenbauer: Zum einen fördert es begleitende Aktivitäten und Kooperationsformate und baut dadurch Brücken zwischen unterschiedlichen Gruppen aus Bildungsforschung, -praxis, administration und -politik, um den Wissensaustausch zwischen diesen Gruppen zu ermöglichen und zu unterstützen. Zum anderen fördert es Unterstützungsstrukturen und baut dadurch Brücken und erprobt neue Wege, die zeigen, wie Strukturen weiterentwickelt werden müssen, damit ein nachhaltiger Transfer zukünftig besser sichergestellt werden kann. Daher spielen im Rahmenprogramm Akteurinnen und Akteure mit Multiplikatorenfunktion eine wichtige Rolle. Darüber hinaus werden auch Unterstützungsstrukturen außerhalb des Rahmenprogramms im Blick behalten und einbezogen – beispielsweise die der regionalen Entwicklungsagenturen für kommunales Bildungsmanagement oder die des Kompetenzverbunds lernen:digital.

Strukturbildung

Im Rahmenprogramm wird die Strukturentwicklung in der Bildungsforschung fortgesetzt. Das gilt insbesondere für die Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Qualifizierungsphase und für die Unterstützung der internationalen Zusammenarbeit in der Bildungsforschung. Das Rahmenprogramm fördert Forschende auf allen Karrierestufen. Gezielte Maßnahmen tragen dazu bei, frühe wissenschaftliche Unabhängigkeit zu fördern. Sie ermöglichen Raum für innovative Ideen und Ansätze in der Forschung sowie in der Kooperation. Dazu legt die Förderung auch einen besonderen Akzent auf inter- und transdisziplinäres Arbeiten sowie auf transfer- und wirkungsorientierte Projekte.
Europäische und internationale Vernetzung und Zusammenarbeit in der empirischen Bildungsforschung bietet die Chance, von anderen Ländern und Bildungssystemen zu lernen. Der Blick über den Tellerrand und der internationale Vergleich von Forschungsergebnissen können dazu beitragen, unser Bildungssystem weiterzuentwickeln. Daher unterstützt das BMBFSFJ im Rahmenprogramm auch die Etablierung europäischer und außereuropäischer Kontakte und Kooperationen sowie den Auf- und Ausbau von Netzwerken.